Donnerstag, 24. Oktober 2013

Tribünen-Trainer triumphiert – Alles nur Zufall?

Aus dem Hintergrund berichtet José Ernesto Balgodón

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – so pflegte ein Mannheimer Fußballlehrer zu sagen. Das gilt auch für den BVB aus Dortmund, der nach dem Spiel gegen die Kanoniere aus London nun auf das Spiel der Spiele starrt – die kriegerische Auseinandersetzung in Gelsenkirchen.

Und doch ist nach dem Spiel zuerst nach dem Spiel. Borussias klinisch genauer Auftritt an der Themse lässt nach dem Vollgassieg über die Südfranzosen im Vormonat ein Thema in der Fan-Seele hochkochen:

BRAUCHEN WIR KLOPP NOCH AN DER LINIE?

Die Punkteausbeute in der Königsklasse spricht Bände: In Neapel saß Klopp (bis zu seinem Vulkanausbruch) auf der Bank, brachte den BVB mit seinem Ausraster samt Platzverweis auf die Verliererstraße: 0 Punkte.

Danach sperrte ihn die UEFA ungewöhnlich hart für zwei Spiele – ein Glücksfall!

Denn der BVB trumpfte fortan groß auf. Erst zerlegten sie im heimischen Westfalenstadion die Männer von Olympique Marseille klar und deutlich mit 3:0, gestern sezierte das vom Schweiger Željko Buvač betreute Team dann den englischen Tabellenführer Arsenal FC mit penibler Präzision. Klopp verfolgte beide Partien bei Kaffee und Nikotin in den VIP-Bereichen der Stadien.

ZUFALL? 

Aus gut unterrichteten Kreisen nahe der Mannschaft erfuhr diese Zeitung nun, dass diese Leistungssteigerung kein Zufall ist. Der stille Jugoslawe genießt bei vielen Spielern der Borussia höheres Ansehen als Klopp, wessen heißblütige Art manche Spieler verunsichert. Anders als z.B. Bundestrainer Joachim Löw soll Klopp zwar offen für Kritik sein – er erwidere diese aber oft in der Form, in der er sich auch mit den Schiedsrichterassistenten unterhält. Motivation für manche, Verunsicherung für einige.

Öffentlich möchte sich natürlich keiner der Spieler zu dieser prekären Situation äußern, gilt Klopp in Dortmund doch als heimlicher Boss, sogar vor Watzke und Zorc. Vor den Kameras und Mikrofonen wird immer nur die große Wertschätzung für das gesamte Gespann deutlich gemacht, Klopp wird als Motivator und Chef dargestellt, während Buvač oft als Hirn bezeichnet wird. Doch in vertraulichen Gesprächen mit den Spielern stellt sich immer wieder heraus, dass Klopps aufbrausende Art besonders bei den fremdsprachigen Spielern zu Problemen führt. Einer davon grinste uns schüchtern ins Diktiergerät, dass er sich dadurch vielleicht nicht immer motivieren könne, aber „jetzt besser einfach nichts mehr dazu sage“.

Spielt die Mannschaft gegen Klopp?

Der zitierte Spieler und einer seiner Landsmänner mit „ziemlich vielen Konsonanten im Namen“ (Zitat Klopp) fallen zuletzt unter dem Startrainer durch augenscheinlich schwächere Leitungen auf, die mancher Fan schon als „Dienst nach Vorschrift“ tituliert hat. Ob sich dahinter eine mutwillige Agenda verbirgt, ist bisher nicht zu sagen – doch in den Spielen ohne den Werbeträger Klopp brillierten einige Spieler mit Klasseleistungen, die im Liga-Alltag eher unauffällig agierten. Ob und wie sich Klopps Verhalten auf die Mannschaft auswirkt, wird zu beobachten bleiben.

Jetzt kann der Vulkan ja wieder in ihrer Nähe ausbrechen.

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